Freitag, 28. Dezember 2012

Was ist mit den Frauen, die auf einen Parasiten hereinfallen?


 
„What you have become is the price you paid to get what you used to want.“ (Mignon Mc Laughin)
 
 
Eine Frau die sich als Wirt für den Parasiten eignet wird eher nach dem Grundsatz denken “Jeder Mensch ist vertrauenswürdig, bis sich das Gegenteil beweisen lässt” und mit dieser Einstellung von Beginn an offen und gutgläubig auf die Kontaktaufnahme durch den Parasiten reagieren. Sie wird nicht mit einem gesunden Misstrauen auf neue Menschen zugehen und erst ihr Vertrauen verschenken, wenn sie sich nach längerer Zeit von der Vertrauenswürdigkeit dieses Menschen durch dessen Verhalten überzeugen konnte. Mit dieser altruistischen Denkweise sind dem Parasiten schon einmal Tor und Tür geöffnet, um auszutesten, ob sich die neue Bekanntschaft als geeigneter Wirt zeigen könnte.
 
Ein geeigneter Wirt für einen Parasiten zeichnet sich im Idealfall u.a. durch folgende Eigenschaften aus:
 
hohe moralische Werte, Verantwortungsbewusstsein, hohe Emphatiefähigkeit, Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Reizen, Sentimentalität, Bindungsfähigkeit, Bindungswilligkeit, Abhängigkeitsverhalten, niedrige Abwehrfähigkeit gegen Grenzüberschreitungen, Kooperationsbereitschaft, gutes Sozialverhalten, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Gewissenhaftigkeit, Entschlossenheit, Selbstvergessenheit, die Fähigkeit und Bereitschaft die Bedürfnisse anderer vor den eigenen zu stellen.
 
Ein Parasit ist in der Lage sehr schnell den Charakter eines Menschen zu „scannen“. Wenn er also in einer Frau, die ihn anspricht diese Eigenschaften entdeckt, diese auch noch durch ihren beruflichen Stand, ihren Bildungsgrad, ihren Besitz oder andere äußere Faktoren seinen Status erhöhen könnte, wird er sich fühlen wie vor einem Jackpot. Diesen gilt es jetzt nur noch zu knacken. Er wird rasch ihre Wünsche an einen potentiellen Partner herausfinden und chamäleonartig genau diese Eigenschaften spiegeln. Als nächstes folgt die Phase des „Love bombing“, die ich schon kurz in einem vorherigen Artikel angerissen habe. Dies ist übrigens dieselbe Methode, mit der Sekten neue Mitglieder akquirieren.
 
Für den Parasiten sind genau diese doch eigentlich zum großen Teil positiven Eigenschaften ausbeutbar, weil genau das es ihm ermöglicht durch sein vorgespieltes falsches Selbst anzudocken. Außerdem sind diese Eigenschaften genau dass, was er selbst nicht besitzt und ihm daher nützlich um über diese Frau seine vorgespielte Normalität vor der Gesellschaft, Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern aufrechtzuerhalten. Deshalb wird ein Parasit auch nie lange ohne „Partnerin“ sein. Er braucht die Fassade der Normalität – für sich selbst und für die Umwelt. Sollte er seine letzte Partnerin also als nunmehr ausgebeutet und somit unbrauchbar entsorgt haben, wird er sich mit seiner eigenen emotionalen Leere wiederfinden, die schnell mit neuer Menschlichkeit gefüllt werden muss.
 
Nun also beginnt der Parasit sein Zielobjekt mit überschwänglichen Zuneigungsbekundungen zu überhäufen, es folgt Schmeichelei auf Schmeichelei, die Frau wird idealisiert und umworben. Er selbst wird sich nur im besten Licht darstellen, d.h. die Wahrheit so wiedergeben, wie es in seine Vorstellungen passt. Gegebenenfalls wird er auch von seinem schlechten Verhalten gegenüber seiner Ex berichten und hier seine tiefste Niedergeschlagenheit, ja geradezu Hass auf sich selbst für dieses miese Verhalten heucheln und gleichzeitig eine Story erzählen, warum er nicht anders handeln konnte und dass letztendlich sein Verhalten nur durch ihre Kälte, seelischen Probleme, Beziehungsunfähigkeit u.ä. verursacht wurde. Gerade diese „Offenheit“ und seine vorgespielten Schuldgefühle sichern ihm nun das Mitgefühl dieser neuen Bekanntschaft (der Parasit mit dem ich zusammen war hat zu diesem Zeitpunkt auch noch die Geschichte seiner unheilbaren Krankheit, seines auf tragische Weise früh verstorbenen Bruders, seiner beruflichen Krise – er lebte damals von seinen Ersparnissen - usw. aus dem Hut gezogen). Zugleich ist sie überzeugt den offensten und ehrlichsten Mann vor sich zu haben, dem sie je begegnet ist!
Das in Verbindung mit hilfsbereitem , zugewandtem und verliebten Verhalten (zumal er sich ansonsten auch benehmen wird wie ein Gentleman, worunter er eigentlich nur seine tief in sich selbst vergrabene Frauenfeindlichkeit verbirgt) wird sie vollends davon überzeugen, dass sie dem Traummann begegnet ist - es ist ihr einfach schier unbegreiflich, wie ein solcher Volltreffer „frei“ herumlaufen kann!! Und sollte die Frau zu der Zeit auch noch irgendwelche Unzufriedenheit mit sich selbst, ihrem Leben oder ihrer derzeitigen Beziehung verspüren, ist sie eigentlich schon so gut wie geknackt…
 
Sollte sie dennoch schwach in sich spüren, dass der Parasit etwas übertreibt in seinen Zuneigungsbekundungen und ihn dämpfen, wird er auf verständnisvoll machen. Evtl. wird er sich gleichzeitig nach anderen Frauen umschauen und ihr davon erzählen, dass er eine andere kennengelernt hat, die er gut findet. Unterschwellig wird er vermitteln, dass er ja eigentlich sie wolle, aber da sie ja nicht will, würde er sicher nicht allein bleiben wollen und da ist ja noch die andere…. Zu diesem Zeitpunkt hat sie sich schon an die wärmende und schmeichelnde Aufmerksamkeit des Parasiten gewöhnt und vielleicht wird es ihr einen Stich versetzen die Möhre, die er ihr vor die Nase hält (sich selbst in der Rolle des Traummanns) nicht kriegen zu können, dass die andere möglicherweise den Jackpot kriegt - nicht wissend, dass eigentlich sie der wertvolle, warmherzige Jackpot ist den es zu gewinnen gibt und er nur die selbstverliebte Niete, die sie ziehen wird.
 
Aber nun ist sie eigentlich schon tief verstrickt in seiner „Das-Leben-ist-schön“-Welt, die gerne mit kleinen und großen Dramen gespickt wird, um die eigene innere Langeweile des Parasiten nicht zu spüren. Sollte sie jetzt nicht auf ihr eigenes tief in sich verborgenes schlechtes Bauchgefühl hören wollen/können, hat er seine Beute bereits sicher. Zu einem späteren Zeitpunkt wird sie bereits zu tief in seinem Spinnennetz aus Manipulation, sich fortschreitender Gehirnwäsche und Zentrierung ihres Lebens auf den Parasiten verstrickt sein, um hier noch mit heiler Haut herauszukommen.
 
Wenn Sie also an diesem Punkt bereit ist, die Möhre die er vor ihre Nase hält zu schnappen (was nebenbei eigentlich nie der Fall sein wird, sie wird im Folgenden immer dieser wunderbaren schönen Anfangszeit hinterherlaufen), ist es schon passiert.
 
Sie schnappt also zu. Sie hat nun den Traummann, dessen Ziel es nun sein wird, sie vollkommen unter seine Kontrolle zu bringen. Daher wird er möglichst schnell mir ihr zusammenziehen wollen. So hat er das Gesamtpaket und kann sie nach Lust und Laune, nach und nach, unterschwellig manipulativ und zerstörerisch, auf allen Ebenen die man sich vorstellen kann ausbeuten, aussaugen. Er wird sich - und dies geschieht sehr geschickt, Tropfen für Tropfen über die Jahre - zurücklehnen und ihr jegliche Verantwortlichkeit übergeben, sie wird für den Haushalt verantwortlich sein, für sein seelisches und körperliches Wohlbefinden usw. usf. Er wird zu einem fünfjährigen gewissenlosen ausbeuterischen Kind mutieren und sie in seine Mami verwandeln wollen, die alle seine Bedürfnisse zu erraten und zu befriedigen hat.
Sollte sie sich hierbei nicht schon durch ihre Charaktereigenschaften bedingt „richtig“ verhalten, wird er sie schon dahingehend manipulieren, dass sie so reagiert und sich so verhält, wie er es braucht. Sollte sie irgendwo fehlen, wird er sie durch unterschwellige manipulative Manöver (Schweigen ist hier z.B. sehr wirkungsvoll, aber es gibt so viele andere unausgesprochene Manipulationstechniken, die er im Laufe der „Beziehung“ anwenden wird und für die sie sehr lange blind sein wird) dazu bringen sich unzulänglich zu fühlen und immer weiter zu versuchen über die Latte zu springen, die er immer höher legen wird.
 
Letztendlich wird sie es ihm nie recht machen können. Er wird ihr die Schuld dafür geben. Irgendwann wird sie sich vom Podest der Idealfrau gestoßen vorfinden und feststellen, dass sie für den Mann mit dem sie zusammen ist, eine Feindin geworden ist, weil sie ihm nie das geben können wird was er von ihr will. Irgendwann wird sie ihm tatsächlich nichts mehr geben können. Sie wird leer und ausgelaugt sein vom ständigen Krampf dem Idealbild entsprechen zu müssen, dass er ihr suggeriert (gerne wird hier auch der durch kleine hingeworfene Bemerkungen erfolgende Hinweis darauf, wie toll doch diese oder jene Freundin dies oder jenes machen würde/macht, als Technik verwendet sie auf ihre scheinbare Unzulänglichkeit hinzuweisen – zugleich freud er sich sicherlich daran, ihr mit diesen idealisierten Darstellungen anderer Frauen weh zu tun).
 
Letztendlich ist es unausweichlich – sollte die Frau nicht vorher den Absprung schaffen (was für sie zunehmend schwieriger wird – ich werde hierzu evtl. noch auf die Themen Abhängigkeit und Isolation kommen), dass sie irgendwann einfach kaltblütig fallen gelassen wird und er ohne jegliches Mitgefühl, ohne jegliche Reue, ohne jegliches Schuldgefühl, ohne jegliches Verantwortungsbewusstsein, über sie hinwegsteigt, sich nicht ein einziges Mal umdrehen wird und sich auf den Weg zu einem neuen Wirt machen wird.
 
Übrigens wird all dies unter den Augen des Umfeldes erfolgen, die jedoch nichts davon mitbekommen – hierfür kann man sie jedoch nicht grundsätzlich tadeln, den die Frau selbst hat lange nichts davon gemerkt wie sie nach und nach „bearbeitet“ wurde (hier spielt sicher die Unfassbarkeit eines solchen Verhaltens eine Rolle, was bei der Frau bei der Entdeckung, was ihr geschehen ist, gerne auch zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung führen kann). In der Regel ist das Umfeld auch viel zu weit weg von dem, was sich unausgesprochen hinter verschlossenen Türen abspielt. Oder es sieht vielleicht auch kleine Ausschnitte des Beziehungsverhaltens des Parasiten, wird diese aber abtun und entschuldigen, da das Umfeld selbst manipuliert wurde und nur diesen ungewöhnlich sympathischen Mann sieht, dem niemand jemals so eine Skrupellosigkeit zutrauen würde.
 
Dabei kann es durchaus sein, dass den näheren "Feunden" von ihm schon seit langer Zeit negative, abwertende Botschaften hinsichtlich seiner Partnerin - hierbei wird er sich gerne doppeldeutiger Botschaften bedienen - "untergeschoben" werden.. kaum merklich, vielleicht nur ein bekümmertes Stirnrunzeln oder ein kleiner Säufzer an der richtigen Stelle, so dass diese, sollte sie es wagen sich über ihn zu beklagen, hier mit Sicherheit keinen Rückhalt finden würde.
 
Der Frau bleibt an dieser Stelle keine Wahl, sie wird vor der Erkenntnis stehen jahrelang in einer Luftblase gelebt zu haben. Nichts wird bleiben, als verbrannte Erde. Ein Scherbenhaufen, den sie ganz alleine zusammenkehren muss – es wird nie eine Erklärung für das alles geben, nie eine ehrliche empfundene Entschuldigung des Parasiten, den der Parasit kennt weder Verantwortungsgefühle noch Mitleid, noch wird er sich einem sonstigen Gefühl wie Trauer oder der Erkenntnis seines eigenen Fehlverhaltens stellen – vor „negativen“ Gefühlen wird er immer Zeit seines Lebens weglaufen, diese komplett ausblenden. Er wird Zeit seines Lebens in seiner eigenen Welt aus Egoismus, Ausnutzung anderer, gefühlsmäßiger Bindungslosigkeit und der Abspaltung „schlechter“ Gefühle dahinvegetieren in seiner Scheinwelt und leider jedoch noch viele viele weitere Wirte im Laufe seines Lebens verbrauchen---
 
Ihr jedoch bleibt nur, sich vollkommen aus diesem giftigen System zu entfernen und ihr Leben bei Null neu zu beginnen und mit diesen neuen bitteren Erkenntnissen darüber, dass es solche Parasiten gibt weiterzuleben. Gott sei Dank hat sie jedoch aufgrund ihrer in den Grundfesten gesunden Psyche das Werkzeug die Erlebnisse aufzuarbeiten, zu trauern, zu verarbeiten, alles in ihr Wesen zu integrieren und wieder und weiterhin als Ganzes mit allen emotionalen Empfindungsmöglichkeiten bestens ausgestattetes menschliches Individuum zu leben und nicht nur ehrlichen Schmerz, sondern auch aufrichtige Zuneigung und Freundschaft, echte Freude – an den großen und an den kleinen Dingen des Lebens – zu fühlen!

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