Samstag, 30. Juli 2016

Samstgnachmittag 16 Uhr. Er hat einen eigenen Kramladen und "arbeitet" Samstag. Also er sitzt in seinem Laden, wartet bis Kundschaft kommt, schaltet sein Charme-Programm an und ist ganz und gar beflissen und so alternativ jugendlich freundlich und hilft allen gerne weiter... wenn Kundschaft weg ist setzt er sich wieder an seinen PC und kauft bei eBay mal hier und da Ware ein, schaut bei Amazon Prime Zombie-Videos und mailt oder whats-appt mit seinen "ach, so netten"-Freundinnen, die ihn immer so schön aufbauen, wenn er sich im Laden langweilt und zuspruch braucht - schöner noch, wenn diese "Freundinnen" vorbei kommen und auf seiner Schleimspur ausrutschen....

Nun ja... samstagnachmittags nach 16 Uhr kam er dann immer nach Hause. Diesen Samstag hatte ich mich auf dem Sofa hingelegt um etwas zu schlafen.  Ich hatte an dem Samstag das getan, was ich immer samstags tat. Wohnung aufräumen, putzen, waschen, einkaufen und jeders Katzenhaar mit der Fusselrolle weggemacht, was ich nur finden konnte. Dann wäre es eigentlich Zeit geworden das Essen vorzubereiten. Aber irgendwie war ich ziemlich k.o. Nein, nicht von der Hausarbeit. Von was auch immer....

Ich lag also ziemlich breiig auf dem Sofa. Er schloss die Tür auf und kam dann nach ein paar Minuten ins Wohnzimmer, wo ich in einer Decke eingehüllt auf dem Sofa lag und versuchte irgendwie meine Erschöpfung loszuwerden.
Er schaute mich kurz an, ging dann wieder raus und kam mit seinem Handy am Ohr wieder rein. Er stellte sich mitten ins Wohnzimmer, schaute mich an - und telefonierte dann laut und fröhlich mit seiner besten Freundin N. - dabei schaute er mich die ganze Zeit an.. natürlich war ich wach...
Er sagte ihr, dass ich mich aufs Sofa gelegt hätte und schlafen würde.
Dann fragte er wegen einer Unternehmung am Abend. Er erzählte ihr eine Bemerkung von mir, die ich ihm an dem Morgen gesagt hatte - ihm, meinem Partner, eine private, persönliche Bemerkung, die kein normaler, fürsorglicher und loyaler Partner weitererzählen würde! Er erzählte ihr unbekümmert:"Ja, *** sagt soundso, hahaha." Er unterhielt sich recht laut noch ein paar Minuten munter weiter mit N. Dann legte er auf.

Ich sah ihn an und meinte, dass ich es nicht in Ordnung finde, dass er meine Bemerkung, die ich ihm gegenüber gemacht habe, N. erzählt hat (eigentlich war ich betroffen, stinksauer und unendlich enttäuscht). Er schaute mich breit grinsend an und sagte freundlich: "Aber N. kann ich alles erzählen! N. versteht mich!!"

Ich war schwer getroffen über diese Illoyalität mir gegenüber. Es schien, als wäre er nicht in der Lage, zu verstehen, dass man in einer Partnerschaft dem anderen etwas sagt, im Vertrauen darauf, dass der Partner diese persönliche Information nicht missbraucht.
Und ich fragte mich wieder, ob ich zu empfindlich sei oder ob er doch das miese Arschloch sein könnte, dass sich absichtlich laut telefonierend mitten ins Wohnzimmer stellt, um mich zu ärgern. In das Zimmer in dem ich mich befinde und mir eine Ruhepause gönne. Ein Arschloch, dass absichtlich, um mich abzuwerten, meine Wünsche zu ignorieren und vor anderen schlecht darzustellen, auch noch eine private Information die ich meinem engsten Menschen - also ihm! - anvertraut habe, an N. weitererzählte (Die ja sowieso immer alles so viel besser machte als ich... wie mir von ihm immer unterschwellig vermittelt wurde. Hätte aber auch jede andere "Freundin", Bekannte oder auch ein Filmstar sein können, hauptsache er konnte mich niederdrücken)....

Warum wohl wurde ich immer erschöpfter und stiller und fraß meinen Kummer, den ich meinem "Partner" nicht vermitteln konnte, weil bei dem nichts nichts nichts was ich über meine Gefühle sagte ankam, buchstäblich in mich hineinen?

Aber im Nachhinein ist die größte Perversität an dieser Szene, das er in dem Moment, in dem er mich hinterging auch noch ganz geschickt die Tatsachen verdreht hat und es so hingestellt hat, als würde ich ihn nicht verstehen.

Ok. Habe ich wohl wirklich nicht, da ich noch nicht begriffen hatte, mit WAS ich es da zu tun hatte. Und auch nicht, dass man selbstverständlich einen "Partner" nicht verstehen kann, der nicht sagt, was in ihm vor geht. Heute weiss ich, er sagte mir natürlich nicht, was in seinem Hirn abgeht: In diesen Abgrund habe ich erst später einen Blick werfen können, was mich entgültig traumatisiert hatte. Einen "Partner" der immer nur das macht, was er will, ohne vorher auch nur ein Wort darüber mit seiner "Partnerin" zu besprechen. Einen Partner, der seinen Willen mit allen Mitteln durchsetzt, seien es schöne Worte, gute Zeiten kreieren, Manipulationen, Dritte auf einen ansetzen, die sein Sprachrohr sind usw. usf...... oder halt einfach etwas tun und einen vor vollendete Tatsachen stellen und wenn man dann äußert, dass man das so nicht in Ordnung findet, kommt wieder die geschickte Taktik alles zu verdrehen und einen als negative und zu empfindliche Person hinzustellen. Dabei möchte man nichts weiter, als als vollwertiger Mensch in Entscheidungen, die das gemeinsame Leben betreffen in einer gleichberechtigten Kommunikation miteinbezogen werden.

Natürlich ist mir heute klar, das dies gar nicht in seinem Interesse gewesen wäre. Ich war ja gar keine Partnerin für ihn. Ich war nur ein Trittstein, der so lange genutzt wurde, bis er genug Geld verdiente, um auf meines nicht mehr angewiesen zu sein. Bis sich eine hochwertigere Möglichkeit bot, mit der man sich ein schönes Leben machen konnte.

Je länger ich darüber nachdenke, um so mehr wird mir klar, dass ich nicht von dieser Welt bin. Denn wie diese Welt funktioniert und was hier als "Liebe" bezeichnet wird, ist nur eine Sache von Angebot und Nachfrage. Ich bezweifele, dass ich mich dem noch anpasssen kann, es scheint, ich bin der einzige Mensch, der jemals davon ausgegangen ist, dass eine Liebesbeziehung meint, für einander da zu sein und miteinander zu wachsen. Die Wirklichkeit sieht anders aus; Kosten-Nutzen-Kalkulation. Meine Naivität ist dahin, aber meine Fähigkeit zu diesem Handeln ist nicht besser geworden.

Donnerstag, 21. Juli 2016

Krankheiten, Ausflüge und Urlaube - In Schlechten und in guten Zeiten mit einem narzisstischen Soziopathen

Ich behaupte nicht, dass seine Krankheiten erfunden waren. Aber ich behaupte, dass er diese oft gezielt nutzte um
a) Aufmerksamkeit zu erzeugen. Dann musste ich ihn bedauern, ihm den Rücken eincremen oder massieren. Ihm seine Plastikhandschuhe für die Nacht überziehen, wenn er abends seine Hände dick eincremte vor dem Zubett gehen.
b) mir eine Freude zu verderben oder ein Vorhaben zu vereiteln. Dann hatte er ausgerechnet dann Rücken, nachdem ich Aufmerksamkeit von jemandem bekommen habe und mit ihm spazieren gehen wollte. Oder wenn ich mit ihm gemeinsam zu MEINEN Freunden (ja, anfangs hatte ich noch welche!) eingeladen war, da konnte er dann natürlich nicht im Auto sitzen. Migräne, wenn ich meine Familie eingeladen hatte, zwei Stunden bevor dies eintreffen sollten oder wenn ich mich auf eine Unternehmung, die wir geplant hatten freute.

Und meine Krankheiten? Ich war eigentlich nie krank. Schon in meinem Elternhaus waren Krankheiten verpönt, man ging nicht zum Arzt.
Ich bin in der Zeit mit ihm nicht mal zum Zahnarzt gegangen. Dabei bin ich vorher immer sehr gewissehaft halbjährlich zur Kontrolle gegangen. Für sowas hatte ich dann überhaupt keinen Sinn mehr damals.

O.k., also in den letzten zwei Jahren mehrte sich dan schon das eine oder andere Unwohlsein. Irgendwann bekam ich schmerzen in der Herzgegend. Ich ging zum Hausarzt, aber der konnte nichts finden. Die Brustschmerzen blieben mir bis zum Ende der Beziehung und wurden meine ständigen Begleiter.
Irgendwann bekam ich dann arge Verdauungprobleme. Immer nachmittags, wenn es auf Feierabend zuging fing es an in meinem Inneren zu rumoren und es wurde mit dem Betreten der Wohnung mit der Zeit immer schlimmer, so dass ich heftige Bauchkrämpfe bekam.
Aber ich war gewohnt, solche Signale nicht zu beachten - und mein Gegenüber, fragte mich nicht einmal, wie es mir geht oder nach den Untersuchungsergebnissen.


Sonntags hätte ich ja gerne mal etwas mit ihm gemacht. Nur mit ihm. Nicht immer mit seinen Freunden zusammen. Nein, ich hatte nichts dagegen etwas mit seinen Freunden zu unternehmen. Auch wenn ich mich nicht ohne seine Überredungskunst mit ihnen hätte alleine treffen wollen, denn wir hatte uns eigentlich nicht viel zu sagen, es war immer nur ein bla-bla und mir ist erst später wirklich aufgefallen, dass ich über diese seine "Freunde" gar nichts erfahren habe in all den Jahren. In der Rückschau könnte ich nicht viel über ihren Charakter oder ihre Probleme oder ihre Vorlieben und Abneigungen sagen.
Aber ich hätte halt gerne ab und zu etwas nur als Paar unternommen. Wenn ich etwas vorgeschlagen habe, verlief es meist irgendwie im Sande. Oder er stimmte zu, aber dann kam er nicht in die Gänge, der Aufbruch verzögerte sich, weil: erstmal wurde sonntags ja lange geschlafen, dann mussten in aller Ruhe ein bis unendlich viele Kaffee getrunken werden, dann wurde der eine oder andere angerufen (wodurch sich auch oft genug die Pläne änderten und plötzlich unternahmen wir wieder etwas mit den anderen), dann mussten noch im Internet Mails beantwortet oder Geschäfte abgeschlossen werden. Und dann war es meist schon drei Uhr nachmittags und aus dem geplanten schönen Vorhaben wurde dann eine kurze "abgespeckte" Version und wir waren dann meist schon wieder nach ein, zwei Stunden zuhause.

Vor ihm habe ich viel und gerne gewandert. Das ging mit ihm nicht. Nungut ist auch nicht so schlimm, ich hatte ja noch einen guten Freund, mit dem bin ich manchmal wandern gegangen. Irgendwann und aus mir bis heute nicht klaren Gründen, war dieser Freund dann irgendwann zurückhaltender und der Kontakt brach nach einigen Jahren ganz ab.

So freute ich mich sehr, dass der Narzisst nach einigen Jahren einmal mit ihm ins Umland gefahren ist, um einen schönen Spaziergang zu machen. Wir parkten in einem Waldstück und gingen dann zu Fuß den langen geraden breiten Waldweg entlang. Er hatte mich tatsächlich in das langweiligste Waldstück der Umgebung gefahren, dass er finden konnte. Heute weiss ich, wie schön das Umland hier wirlich ist, wirklich großartige Touren in schöner abwechslungsreicher Natur, Mittelgebirge und herrliche aussichten auf den Fluß...
Und seine Stimmung. Er latschte lustlos neben mir her. Und gelangweilt. Seine Ausstrahlung war so gelangweilt, seine Unterhaltung so einsilbig, dass diese Stimmung natürlich auch auf mich übersprang. Wer sowas noch nicht erlebt hat, kann wohl kaum nachvollziehen, wie bedrückend es ist, jemanden an seiner Seite zu haben, der dermaßen gut in der Lage ist die Stimmung herunterzudrücken ohne dass man einen greifbaren Punkt hätte. Und wenn ich nachfragte, war natürlich nichts und ich hielt mich für übersensibel und die schlechte Laune blieb dann an mir hängen. Auch aus dieser Unternehmung wurde dann eine ziemlich kurze Veranstaltung. Kaum waren wir wieder zuhause, schmieß er seine Kaffeemaschine an und war wieder bester Laune.

Ähnliche Geschichten könnte ich auch von Ikea-Besuchen, Konzertbesuchen, Urlaubsausflügen oder auch nur meinem Interesse an einer bestimmten Sendung im Fernsehen erzählen. Wer kommt schon darauf, dass der Partner einem alles mit voller Absicht verderben will. Nur weil man tatsächlich mal wag Freude an etwas zu haben oder interesse für etwas zu haben. Natürlich musste dieses sofort unterbunden werden. Um mir dann vorwerfen zu können, dass ich ja so negativ und schlecht drauf bin und eh nix interessantes habe.
Und natürlich war er bei seinen Freunden und seiner Familie nie so. Ganz im Gegenteil, hier war er dann immer der gut gelaunte, hilfsbereite und stets lustige Kerl, der eine Stimmung verbreitete, die andere zum Mitmachen brachte - bei was auch immer für einem kindischen Schwachsinn.

Und mit Sicherheit hat er sich bedauern lassen, wie schlecht gelaunt ich im Urlaub war und wie ich rumgezickt habe.
Was er mit Sicherheit nicht erzählt hat, wie er zuvor meine Wünsche ignoriert hat oder mir meinen Spaß verdorben hat. Wie alles immer so laufen musste wie er wollte, ich meine Enttäuschung heruntergeschluckt habe, um nicht wieder die Schuld zu haben, dass es Streit gibt.
So wurde nicht auf den Campingplatz gefahren (war zu teuer, das Geld konnte man sich doch sparen), sondern auf einem einsamen Parkplatz mitten in der Stadt ohne Sanitäranlagen übernachtet, obwohl er wusste, dass mir das unangenehm und unheimlich war.
Einmal dauerte es Stunden bis er sich nach meinen Bitten herabließ das Autofahren zu übernehmen, als ich fast am Steuer geheult hätte (weil ich es nicht mehr gewohnt war Auto zu fahren, es stockduster war und ich nachtblind, die Landstraße unbeleuchtet und kurvig, die Frösche kilometerweit auf der Straße unterwegs waren und ich diese totfahren musste - mein Stresspegel war am Limit) - es saß neben mir und grinste sich einen ab. Erst als ich fix und fertig drohte rechts ran zu fahren und nicht mehr weiterzufahren, blieb ihm nichts anderes übrig...

.. und wenn es Eigenschaft gibt, die ich von Natur aus wirklich und wahrhaftig habe.. dann sind das TAPFERKEIT UND VEDAMMT STABILE NERVEN!!!

Bei Urlaubsunternehmungen war er natürlich nie damit einverstanden, was ich vorgeschlagen habe (obwohl er vorher keine eigene Idee hatte und mich gefragt hatte, was wir heute machen) und ich andererseits auch noch immer seinen Animateur spielen durfte, da er selber gar keine Interessen hatte (außer weiter zu fahren). So wurde dann halt in solchen Situationen - nachdem an mehreren meiner vorherigen Vorschläge bereits als blöd, langweilig oder sonstwie unmöglich rumgenöllt wurde - doch etwas unternommen, was ihm nicht gut genug war.

 Kaum zu erwähnen lohnt sich natürlich, dieses ständige subtil vermittelte "wie du das machst, ist echt bescheuert", "was du da anhast, ist ziemlich hässlich", "wie du redest oder wie du etwas aussprichst, geht gar nicht", "was du da kaufen willst, ist vielleicht doof", "woran du Spaß hast, ist doch echt dämlich"... to be continued....

Es kann sehr anstrengend sein, mit seinem Partner im Urlaub zu sein, wenn man als stets unzulängliches Zufuhrmittel genutzt wird und dann nicht einmal selber schlechte Laune kriegen darf, um ihm nicht noch mehr Munition zu liefern...


Sonntag, 17. Juli 2016

Es war das letzte Silvester mit ihm - und seinem Fanclub. Wir wohnten im 7. Stock eines Hochhauses und natürlich wollte er bei uns Silvester mit seinen Freunden feiern. Zwei Paar, davon eines mit Baby. Die wohnten sogar seit einiger Zeit in einer Straße nebenan. Weil er es - in seiner gewohnt euphorischen und liebenswerten Art denen schmackhaft machte, wurde es so gemacht. Das Baby sollte in unserem Schlafzimmer zu Bett gebracht werden.

Weil der Arme Asthma hatte (neben Rücken, Neurodermitis, Bindehautentzündungen und - natürlich immer zu ihm passenden Gelegenheiten, also wenn er mir einen Spaß verderben konnte - Kopfschmerzen und natürlich noch vielen anderen Wehwehchen für die ich ihn pampern durfte) hatte er das Oberfenster über unserer Schlafzimmertür ausgebaut. Damit die Katzen (die er, wiedereinmal mir ganz euphorisch aufschwatzend gewollt hatte - die anderen hatten nähmlich auch Katzen!) nachts nicht in Schlafzimmer kommen und durch ihre Haare (wie viele Stunden meiner Freizeit ich damit verbrachte mit Fusselrolle durch die Wohnung zu laufen und die Katzenhaare möglichst gut zu beseitigen!) schuld an einem Asthmaanfall sind, musst die Tür zugelassen werden.
Außerdem war das natürlich eine Disziplinierungsmaßnahme, wenn die Katzen nachts maunzend vor der Tür hockten und nicht rein durften. Genauso wie morgens, wenn er das Füttern der Katzen so lange hinauszögerte wie es ging, egal wie sehr diese maunzten und hungrig herumliefen. Bis er sich dann gnädig dazu herabließ sie zu füttern. Wehe ich hielt mich nicht an seine Regel, dann durfte ich mit schweigender Geringschätzung rechnen...

Also der Silvesterabend. Da es nun also beschlossen war, dass aufgrund der tollen Aussicht bei uns gefeiert wurde und das Baby bei uns schlafen gelegt werden sollte, wies ich ihn darauf hin, dass es wohl wenig bringen würde, wenn wir laut in der Wohnung feiern und der ganze Lärm durch das Loch über der Tür dringen und das Baby stören würde. Ich erinner mich gut. Er glotzte mich sekundenlang an, bis ihm ein Licht aufzugehen schien. Und dann wurde flux und brav das Loch über der Tür endlich einmal wieder mit der Glasscheibe dicht gemacht.

Also der Silvesterabend. Sein Fanclub war bei uns und es war soweit ein netter Abend. Abgesehen davon, dass ich wie immer die Dienstmagd spielen konnte wären der gute Mann keinen Finger rührte und "seine Kumpels" ihm auch noch das Grillen auf seinem heißgeliebten Gasgrill abgenommen haben. Er hatte wieder mal alle fest im Griff..
Ich war die einzige die sich daran störte. Ich war ja auch die einzige die mit seiner Aufgabendeligierung tagtäglich gelebt hat. Aber ich hüttete mich, meinen Frust zu zeigen, dann wäre ich nur die zickige Alte und er der arme, so gute Kerl. Vor allem wo er doch mal wieder die Frauen mit Aufmerksamkeit und schmierigen Komplimenten überschüttete und diese sich unter seiner Behandlung sonnten.

Oh, und wie nett er zu mir war. Naja, eigentlich hat er mich den ganzen Abend übersehen, so wie die anderen. Aber dass bildete ich mir natürlich nur ein, weil ich so überempfindlich war. Auch dass ich mich so ausgehöhlt und taub fühlte, lag nur an meinem negativen, depressiven Charakter.
Also er war nicht unfreundlich zu mir, nein, ich war halt einfach so da und habe meine Aufgabe erfüllt und bin nicht aus meiner Rolle gefallen. Zu Mitternacht dann wurde natürlich mit allen angestoßen und umarmt. Zum Schluß kam mein toller Mann auch zu mir und gab mir einen langen herzlichen Kuss auf dem Mund, den natürlich alle mitbekamen. Ich war regelrecht verwirrt und überrumpelt, wusste dies natürlich gut zu überspielen.

Alle hatten sich gut amüsiert und der Balkon bliebt mit festgepappten Konfettie-Schnitzeln auf dem feuchten Balkonboden (zu meinem persönlichen Amüsement am nächsten Tag - denn wer war wohl alleinig dafür verantwortlich das weg zu kriegen) zurück.

Wir verabschiedeten uns herzlich und guter Laune von den Freunden. Mein Mann scherzte mit allen und war bester Dinge, stellte sich bei der Verabschiedung dicht neben mich und wir waren das fröhlichste Paar guter Gastgeber, dass man sich vorstellen konnte.

Kaum war die Tür hinter den Gästen zu - veränderte sich seine ganze Mimik und Gestik. Sein Gesichtsausdruck wurde starr, er dreht sich um und begann schweigend die Gläser in die Küche zu räumen. Ich begann natürlich auch aufzuräumen und wollte fröhlich mit ihm den netten Abend rekapitulieren, noch ein wenig nett Plaudern, während wir das gröbste aufräumten. Von ihm: eisiges Schweigen! Er redete kein Wort mit mir, erwiederte keine meine munteren Fragen. Sein Schweigen war so eisig, seine Bewegungen und seine ganze Körpersprache so ablehnend, dass es mich in allergrößte Verwirrung stürzte. Irgendetwas in mir gefror und ich verstummte verwirrt und ratlos. Es war, als ob er mit dem Verlassen der Gäste einen Schalter umgelegt hätte und von jetzt auf gleich seine Stimmung um 180 Grad gedreht hätte. Gegen mich gedreht.

Ich fragte ihn, ob irgendetwas wäre. Er verneinte eisig. Das verwirrte mich noch mehr - was hatte ich bloß wieder falsch gemacht? Aber ich sagte nun auch nichts mehr, ich war erstarrt. Schweigend räumten wir weiter auf und gingen schweigend ins Bett.

Ich werde diesen Abend nie vergessen. Es war einer der ersten Vorfälle die meine bereits lange bestehende Dissoziation ein wenig durchdrungen. Etwas begann sich in meinem Unbewussten an die Oberfläche zu quälen. Weil es mich begann mehr zu quälen, als ich es ertragen konnte...

Montag, 4. Juli 2016

Episode aus dem Leben mit einem Soziopathen

Wir lebten schon ein, zwei Jahre zusammen. Zuerst bin ich in seine Stadt gezogen, wie im Triumphzug, hat er meinen Umzug zusammen mit seinen Leuten (seinen nützlichen Idioten, die er Freunde nennt) gemanaget. Übrigens im Kontrast dazu, als es Jahre später (nach seinem ganzen Psychoterror) beendet war: Er war nachdem er gemerkt hat, dass ich beginne ihn zu durchschauen, sehr schnell ausgezogen. Es dauerte mal eine Woche. Er hat mir nicht mitgeteilt wohin(Wochen später stellte sich heraus, dass er nur ein paar Häuser weiter weg wohnte).

Er war einfach weg und erzählte allen Leuten, dass ich ja nicht mit ihm reden würde. Wiedermal eine totale Verdrehung der Tatsachen. Klar, bin ich ihm nicht hinterher gerannt. Ich war ein psychisches und körperliches Wrack, dass seine Einzelteile nicht finden konnte und plötzlich vollkommen isoliert und ohne eigene Freunde in der gemeinsamen Wohnung saß und sich überlegen musste, wie es weiter geht. Und der Schmerz in meinem Bauch war höllisch. Und die Wut, eine Wut wie ich sie noch nie empfunden habe, quirlte in diesem Schmerz wie eine Betonmischmaschine. Ich war gelähmt und verstört. Während es ihm saugut ging und er voller Energie mit einem beschwingten Gang und dem charmantesten Lächeln durch die Gegend lief und sich einen Dreck um mich scherte. Aber seine "Freunde" unterstützten ihn und glaubten ihm jedes seiner Worte...

Ein Jahr nach dem Zusammenzug habe ich mir in seiner Stadt eine Arbeit gesucht und gefunden. Im Unternehmen gibt es jedes Jahr ein Sommerfest im Garten, zu dem auch die Partner und Kinder eingeladen sind. Und ich war so glücklich mit meinem Traummann und bat ihn auch dabei zu sein. Er hatte keine große Lust. Bis ich erwähnte das wir auch Antiquitäten dort haben. Er ist Händler mit solchem Zeug. Er stimmte zu. Ich freute mich wie verrückt mit meinem Mann dort hingehenn zu können.

Das Sommerfest beginnt immer am späten Nachmittag. Er kam also mit seine Transporter angefahren. Ich holte ihn am Eingang ab. Und war etwas enttäuscht. Er hatte seine ältesten Klamotten an. Aber egal - er war doch wegen mir gekommen!

Dann gingen wir rein zu meinen Arbeitskollegen. Er ging großspurig mit ausgestreckter Hand und einem charmanten Lächeln auf einen der Chefs zu und sagte: "Hallo, ich bin der G.!"
Es war mir etwas unangenehm. Heute weiss ich warum. Welcher Mensch geht zu einer Veranstaltung seines Partners in einem hierarchischen Bürojob und begrüßt die Chefs dort mit solchen Worten?

Dann führte ich ihn durch die Räume und zeigte ihm mein Büro und alles andere. Ich zeigte ihm dabei auch die Antiquitäten. Er betrachtete sie geringschätzig, da war wohl nix für ihn dabei. Nach kurzer Zeit überredete er mich mit ihm eine Zigarette rauchen zu gehen. Es war das einzige Mal, dass ich in meinem Unternehmen geraucht habe. Er säuselte mich in der Raucherkabine ein bischen zu, während unten das Fest stattfand.

Er hatte keine Lust mehr zu bleiben. Und so verließen wir - ich ziemlich enttäuscht - dann auch das Gebäude und fuhren nach Hause. Wir waren gerade mal eine Stunde dort.

Heute weiss ich: Er hat dass alles mit Absicht so gemacht. Er hat sich mit Absicht die schäbigsten Klamotten angezogen. Er hat mit Absicht den Chef so unangebracht begrüßt. Mit seinen Kunden, in seinem Laden weiss er sehr wohl welcher Umgangston angebracht ist. Er hatte überhaupt kein Interesse an  meiner Arbeit, mein Umgebung dort. Er hatte sich mit Absicht von seiner schlechtestens Seite präsentiert. Um mich zu ärgern. Um mich zu blamieren. Um mir zu zeigen, dass alles was ich tue und überhaupt mein Leben vollkommen belanglos ist.

Es war eine bösartige Aktion, die nur darauf abzielte mir bewusst und niedertächtig zu schaden und wehzutun. Er wollte mich enttäuschen und mir die Freude daran verderben, mit ihm -meinem Partner!- dieses Ereignis in meinem Leben zu teilen!